Redebeitrag von Kreisrat Konrad Kammergruber (FDP) in der Haushaltsdiskussion am 17.02.2020  

 

Sehr geehrter Herr Landrat, verehrte Kreisräte,

1                       Was ist positiv am vorgelegten Haushalt?   

Der vorgelegte Haushalt wurde im Vorfeld von manchen Kollegen sehr kritisch bewertet, insbesondere angesichts der Diskussion, wie viel die Städte mehr an den Kreis bezahlen müssen, wie jedes Jahr. Die Erhöhung der Kreisumlage wird insbesondere von vielen Bürgermeistern als sehr negativ betrachtet.

Deswegen möchte ich zunächst hervorheben, was aus meiner Sicht positiv an diesem Haushalt ist. Dazu zählen:

  • Die wichtigsten anstehenden Vorhaben können umgesetzt werden: die weitere Sanierung der Schulen; Ku-Max: Ersatz Verbindungsbau, Aufzug, BOS in Mühldorf, Pestalozzi-Schule NÖ, erste Maßnahmen für die Erweiterung des LRA; sogar eine größere Straßensanierung ist machbar.
  • Die Kreisklinik kann weiterhin umfänglich aufgefangen werden: das Defizit von 9 Mio, Investitionszuschuss i.H.v. 8,5 Mio €, Zins- und Tilgungszuschuss für Altschulden des KKH (1,5 Mio €)
  • Es gibt keinerlei Kürzungen bei den freiwilligen Leistungen (> 4 Mio €).
  • Die Verschuldung wird steigen, die aktuelle, per Ende 2019, ist aber nach wie vor sehr gering, inflationsbereinigt ist es der niedrigste Wert seit mindestens 1995, dem letzten Wert in den Unterlagen.
  • Und es wurde im Vorfeld eine Einigung bei der Kreisumlage erreicht, bei 51%.

 

2                       Zur Kreisumlagendiskussion

Es gehört zur Tradition der jährlichen Kreisumlagendiskussion: der Landrat macht einen Vorschlag (der bereits Verhandlungspotenzial beinhaltet), die Bürgermeister kämpfen wie die Löwen für ihren Stadthaushalt. Letztlich geht es darum, wie viel Luft ist im Kreishaushalt noch drin und vor allem, wer kann sich eher eine zusätzliche Verschuldung leisten, die Städte oder der Kreis.

Dazu gibt es seit wenigen Jahren gut unterstützende Statistiken, die beigelegt werden.

Die Bewertung dieser Statistiken seitens des Kreiskämmerers fällt eindeutig aus: „….Festsetzung des Hebesatzes…greift nicht ein in die Mindestausstattung der Gemeinden…“.

Deswegen nehme ich mal meine Bewertung vor:

Wenn man davon ausgeht, dass dies die richtigen Zahlen für einen Quervergleich darstellen, also der Schuldendienst, den die Gemeinden zu tragen haben, und wenn man diesen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl (Daten für 2020) stellt, dann zeigt sich: 

  • Der Kreis steht erheblich günstiger da, bezogen auf die Zahl „Schuldendienst (Zins+Tilgung) pro Einwohner“ als die Städte
  • Kreis hat 45 Euro /Einwohner, Städte liegen bei 100 bis 250 Euro/Einwohner. Außer Burghausen, liegt bei 25 €.

Fazit aus meiner Sicht:

die Bewertung des Kreiskämmerers ist sicherlich richtig. Aber im Kampf um die Kreisumlagen liegen die Städte schon richtig, der Kreis hat erheblich mehr Luft als die Städte, wenn es um weitere Schulden geht. Es war also richtig, dass die Bürgermeister mit ihrem Einsatz eine noch stärkere Erhöhung vermeiden konnten.

 

3                       Zum Krankenhaus

Ein großer Brocken im Haushalt, mit hoher Auswirkung, ist das Krankenhaus:

wir geben heuer für das Krankenhaus ca. 22 Mio € aus, eine Menge Geld. Das Hauptthema, welches unseren Haushalt 2020 massiv beeinflusst. Diese Ausgaben müssen wir differenziert betrachten:

Die Krankenhausumlage (2,8 Mio €) ist gesetzlich vorgegeben, da haben wir keinen Einfluss auf die Höhe.

Der Investitions-Zuschuss für 2020 beträgt 8,5 Mio €, aber dafür bekommen wir ein leistungsfähigeres Krankenhaus! Das ist keine dauerhaft anfallende Ausgabenposition, sondern eine Investition in die Zukunft.  

Das Klinik-Defizit allerdings, das wir für 2020 noch einplanen müssen, ist mit 9 Mio € jenseits der Größenordnung, die wir uns vor einigen Jahren noch vorstellen konnten. Teilweise bedingt durch einmalige Sondereinflüsse wie Kosten für die Fusion, hohe Personalkosten für Veränderungen im Vorstand oder für leiharbeitende Mediziner.

Diese Zahl kann man zwar auch relativieren: umgerechnet auf jeden Erwerbstätigen im Landkreis sind das ca. 16 Euro pro Monat, zusätzlich zu den einigen Hundert, die man standardmäßig an die Krankenversicherung abführt. Trotzdem aber zu viel, hier ist akuter Handlungsbedarf.

Wir müssen noch stärker darauf drängen, dass das Defizit geringer wird. Mein Eindruck ist, dass hier noch nicht ausreichend viel dafür getan wird. Man ist sich einig in der Zielrichtung, aber wie wird das vorangetrieben (außer durch die Fusion?), wie wird das runtergebrochen auf Ziele für die Abteilungsleiter der Klinik, standortübergreifend? Wie wird das verfolgt? Wie werden die Gehälter der Manager im Krankenhaus an diese Zielerreichung gekoppelt? Immer, wenn man das Thema anspricht, bekommt man die Antwort, dass die Qualität im Vordergrund steht und nicht die Kosten!

All das sind sicher Themen für den Verwaltungsrat, aber manche Äußerungen von Mitgliedern aus dem Verwaltungsrat irritieren mich, weil sie den Eindruck erwecken, dass man öffentlich anders reagiert als im Verwaltungsrat.

Die starke Abstützung auf die Klinikleitung ist wichtig, aber fordert der Verwaltungsrat auch die Klinikleitung ausreichend genug?

  

Werden Kostensenkungspotenziale mit Nachdruck eingefordert?

Beispiele:

Was kann eine stärkere Verzahnung von ambulanter mit stationärer Versorgung leisten?

Welche Potenziale stecken in der Digitalisierung? Heute werden immer noch Arztbriefe per Post verschickt, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus!

Was kann eine stärkere Telemedizin in der Nachsorge, direkt nach der Entlassung leisten?

Werden solche Fragen ausreichend behandelt?

Es hilft nichts, wenn die Bürgermeister den Landrat alleine für die hohen Krankenhauskosten angehen, wir haben doch alle im Kreistag dieses Vorgehen so beschlossen und die Patienten sind doch unser aller Patienten und nicht nur die vom Landrat!

Aus meiner Sicht müssen wir zunächst das Kontrollorgan, den Verwaltungsrat insgesamt auffordern, seiner Aufgabe besser nachzukommen.

 

4                       Abschließende Bewertung   

Abschließend bewerte ich den vorgelegten Haushalt trotzdem positiv, siehe mein Eingangsstatement, und stimme ihm zu.